Atemwegsdebatte soll in Kreistag
Ärzte in Stellungnahme: Zahlen ohne Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit
Mit einem dringlichen Antrag wollen die Grünen im Kreistag das Thema „gehäufte Atemwegserkrankungen bei Kindern“ am Donnerstag auf die Tagesordnung des Kreisparlaments setzen.
„Gerade die Äußerungen des Gesundheitsdezernenten der letzten Tage zeigen, dass hier Diskussionsbedarf ist. Diese Debatte muss auch im Kreistag geführt werden“, erklärt Grünen-Fraktionschef Jürgen Frömmrich (Frankenberg).
„Unser Ziel ist, dass die Kreistagsbeschlüsse des letzten Jahres bestätigt werden. Wir wollen auch, dass die Abgeordneten zu den leichtfertigen Aussagen des Gesundheitsdezernenten Stellung nehmen. Unserer Meinung nach ist es unverantwortlich, wie Niederstraßer nun versucht, das Thema vom Tisch zu wischen“, so der Korbacher Abgeordnete Daniel May.
Nach Einschätzung der Grünen bieten die von der Kassenärztlichen Vereinigung veröffentlichten Daten keine Informationen für oder gegen die Erkenntnisse der Untersuchung von Professor Dr. Ulrich Ranft. Diese Studie hatte ergeben, dass Kinder in Korbach häufiger an Atemwegserkrankungen leiden als anderswo.
„Wir wollen, dass der Kreistag dies feststellt und sich gegen die sachlich falschen Erklärungen des Kreisgesundheitsdezernenten stellt“, so May.
Die Auffassung der Grünen stützt eine gestern veröffentlichte Stellungnahme heimischer Mediziner: „Die Diagnosedaten werden zum Zweck der Abrechnung gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung angegeben. Sie werden nicht mit dem Anspruch der wissenschaftlichen Vollständigkeit oder Exaktheit angegeben“, stellt das von 18 Ärzten unterschriebene Papier fest: Andernfalls hätte sich „beispielsweise die hessische Landesregierung den großen Aufwand zur Errichtung eines hessischen Krebsregisters sparen können.”
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem die Korbacher Ärzte Dr. Peter Koswig und Dr. Julia Günter-Pusch.
Da die Daten nicht nach dem Patientenalter differenzierten, ergäben sich keine Hinweise auf Krankheitshäufigkeiten bei Kindern, heißt es weiter. Rückschlüsse auf Häufungen in einzelnen Stadtteilen könnten sich ebenso nicht ziehen lassen. Schließlich seien die erheblichen Schwankungen der Diagnosehäufigkeiten innerhalb des Landkreises nicht nachvollziehbar.
Der Kreistag hatte zuletzt in seiner Dezembersitzung beschlossen, die vom runden Tisch vorgeschlagenen Toxikologen Dr. Hermann Kruse (Kiel) und Professor Dr. Erich Wichmann als Gutachter zur Klärung der gehäuften Atemwegserkrankungen bei Kindern zu erklären.
„Bis heute hat der Kreisausschuss nicht auf diesen Beschluss reagiert. Der Kreisausschuss ist verpflichtet, die Beschlüsse des Kreistages umzusetzen. So kann man nicht mit der Gesundheit der Korbacher Bürgerinnen und Bürger umgehen. Die Menschen in Korbach wollen jetzt endlich sehen, dass ihre Ängste ernst genommen werden. Wir Grüne verlangen vom Kreisausschuss, dass er in der kommenden Kreistagssitzung darüber berichtet, wie die geforderten Maßnahmen umgesetzt werden sollen“, erklären Jürgen Frömmrich und Daniel May.(r/lb)
Quelle: WLZ vom 24.02.2010 Zurück
 |