BI lebenswertes Korbach

Erneut zu viel Quecksilber

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Mehr zum Thema: Ausstoß der Müllverbrennungsanlage über erlaubtem Grenzwert

V O N  A N D R E A S  H E R M A N N

KORBACH. Nach überhöhten Quecksilber-Emissionen in den Vorjahren sind an zwei Tagen im September in der Müllverbrennungsanlage (MVA) Korbach erneut Überschreitungen des Quecksilber- Grenzwertes festgestellt worden.

Darauf machte am Mittwoch die Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach (BI) aufmerksam.
Nach ihren Angaben hat das Regierungspräsidium Kassel (RP) bestätigt, dass am 12. September die Messinstrumente gegen 14.45 Uhr Alarm schlugen und die Anlage ab 15.50 Uhr heruntergefahren wurde.
Der Ausbrand und damit Ausstoß von giftigem Quecksilber sei gegen 19 Uhr abgeschlossen gewesen.

Am 16. September gab es gegen 0 Uhr erneut einen erhöhten Quecksilberausstoß, die Anlage musste wieder zwangsabgeschaltet werden.
Erst gegen 2 Uhr seien die Messwerte wieder in den Grenzwertbereich zurückgegangen, berichtete die BI.

Auf Anfrage unserer Zeitung räumte Anlagenbetreiber MVV Energie AG (Mannheim) am Mittwochnachmittag ein, dass es am 12. und 16. September im  Industrieheizkraftwerk Korbach zu jeweils kurzfristigen Anstiegen des Quecksilbergehalts im Rohgas gekommen sei (siehe Bericht unten rechts).

BI-Sprecher Harald Rücker kritisierte die mangelhafte Eingangskontrolle des Abfalls.
„Es hilft nichts, wenn das von mir vorgeschlagene und von MVV daraufhin angeschaffte Handgerät zur Schnellanalyse von Schadstoffen im Schrank liegt, es muss auch regelmäßig angewandt werden.“

Frühwarnsystem gewünscht

„Nach wie vor ist die Müllherkunft undurchsichtig und die Eingangskontrolle des Brennstoffes bei der MVA Korbach mangelhaft“, meinte Dr. Peter Koswig. Hier helfe auch nicht der Verweis auf die Zertifizierung der Anlieferbetriebe.
Dr. Julia Günther-Pusch ergänzte:
„Wünschenswert wäre in so einem Störfall wie am 12. September, an dem das Quecksilber tagsüber über das Stadtgebiet von Korbach niederging, ein Frühwarnsystem, damit die Menschen den Aufenthalt im Freien meiden können. Denn eingeatmetes Quecksilber löst Krebs aus.“

Die BI fordert das Regierungspräsidium Kassel auf, Auflagen bei der Anlieferungskontrolle des Abfalls anzuordnen.
In diesem Zusammenhang erneuerte Rücker die Forderung, den angelieferten Brennstoff auch auf Radioaktivität zu untersuchen.
Als vorbildliches Beispiel verweist die Bürgerinitiative auf den Korbacher Abfallentsorger Gross. Diese Firma nutze schon seit einem Jahr Kontrolleinrichtungen zur Feststellung von Radioaktivität im angelieferten Abfall.

Darüber hinaus fordert die BI, die einfache Filteranlage der MVA in Korbach endlich nachzurüsten, um die Quecksilberabscheidung zu erhöhen.
Koswig: „Insbesondere in Anbetracht zukünftig steigender Mengen fehlentsorgter, quecksilberhaltiger Energiesparleuchten ist es nicht akzeptabel, dass die Korbacher Anlage mit derart unzulänglichen Filtern ausgerüstet ist.“

Das sagt Anlagenbetreiber MVV

„Kurzfristiger Quecksilber-Anstieg im Rohgas“

MANNHEIM. Die MVV Energie AG (Mannheim) erklärte, am 12. und 16. September sei es im Industrieheizkraftwerk Korbach zu jeweils kurzfristigen Anstiegen des Quecksilbergehalts im Rohgas gekommen.
Nach Meldung der Messgeräte habe die Betriebsmannschaft unverzüglich die Zufuhr von adsorbierendem Material erhöht und die Aufgabe von Brennstoff gestoppt. „Auf diese Weise konnte der Anstieg des Quecksilbergehaltes im Reingas zeitnah reduziert werden. Die zulässigen Grenzwerte wurden in einem Zeitraum von mehreren Stunden überschritten.“
Das Lager des Brennstoffbunkers wurde daraufhin im Umfang einer Containerladung ausgeräumt und einer Beprobung unterzogen.
Nachdem die einwandfreie Funktion aller technischen Einrichtungen untersucht gewesen sei, wurde nach MVV-Angaben die Feststofffeuerung am folgenden Tag wieder aufgenommen. Über die Vorfälle habe man unverzüglich das Regierungspräsidium Kassel, die Stadt Korbach und den Kreis Waldeck-Frankenberg informiert. (aha)

HNA 11.10.2012

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