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Klaus Fieseler: Sinneswandel nach Störfall?

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Zum jüngsten Störfall im Korbacher MVV-Heizkraftwerk schreibt Klaus Fieseler, Korbach:

Keine Fantasie ist so schmutzig wie das Müllheizkraftwerk: Hätten die Mitglieder der Bürgerinitiative bei den Anhörungen zum Müllheizkraftwerk oder die Stadtverordneten der Grünen in den zahlreichen Sitzungen davor gewarnt, dass die Betreiber der Müllverbrennung ihren eigenen Messinstrumenten nicht trauen und deshalb tagelang hochgiftiges Quecksilber durch die Schlote in die Luft über Korbach ziehen lassen, sie wären für verrückt erklärt worden.

Aber das taten sie nicht. Sie wiesen zwar immer wieder darauf hin, dass hier billigste Filtertechnik eingebaut werden sollte und wie dadurch die Gesundheit der Bevölkerung von Korbach und der Nachbargemeinden unnötig gefährdet wird.

Aber das, was jetzt passiert ist und zum Stopp der Müllverbrennung führte, hätten sich selbst die schärfsten Kritiker der Müllverbrennung im Trinkwasserschutzgebiet in ihren schmutzigsten Fantasien nicht träumen lassen. Zwar wurde befürchtet, dass giftiger Müll verbrannt werde und die Grenzwerte überschritten werden könnten - die Bedenken wurden als haltlos zurückgewiesen und die Sicherheitstechnik wurde hoch gelobt, jetzt ist es passiert, irgendetwas wurde da verbrannt, was ganz viel Quecksilber über die Stadt verteilte. Die Messinstrumente zeigten es an. Statt aber sofort die Verbrennung zu stoppen, wurde munter weitergemacht - vielleicht lag es ja an den Messinstrumenten. Ob das eher dumm oder eher kriminell ist, sollte ein Gericht entscheiden.

Wenn ich meine Fantasie strapaziere, dann frage ich mich, ob die Verantwortlichen auch sonst den Messinstrumenten misstrauen und zum Beispiel ihren Tank leer fahren, weil sie der Tankanzeige in ihren schönen Autos misstrauen; ob sie keinen Arzt rufen, wenn das Fieberthermometer  beim
Kind 41 Grad zeigt, weil ja das Quecksilber im Thermometer nicht stimmt, und ob sie auch der Waage im Badezimmer misstrauen. Das Letztere soll ja öfter vorkommen, ist aber nicht strafbar.

Nun ist die Betroffenheit im Regierungspräsidium und bei den sich bürgerlich (sind die anderen adelig?) nennenden Parteien in Korbach groß. Sie ziehen endlich die richtigen Konsequenzen daraus. Hätte ich vor zwei Jahren behauptet, der Regierungspräsident werde die Müllverbrennung stoppen und die CDU in Korbach werde bessere Filteriechnik fordern, dann wäre ich für verrückt erklärt werden. Aber das habe ich mir in meinen kühnsten Fantasien nicht träumen lassen, ich wollte ja nicht als verrückt gelten.

Und wie kommt dieser Sinneswandel zustande? Man hätte ja - wie bei den früheren Störfällen - alles verheimlichen und abwiegeln können, die Bevölkerung beruhigen können, den kritischen Stimmen die Keule mit der Arbeitsplatzvernichtung um die Ohren hauen und so weitermachen können wie bisher. Vielleicht - aber das ist nur Fantasie - hängt es ja auch mit dem ausgewechselten CDU-Personal an entscheidenden Stellen zusammen, dass Anstand und Verantwortung endlich wieder einen bescheidenen Platz in der Entscheidungsfindung haben. Hoffen wir also, dass der Regierungspräsident weiter konsequent die Aufklärung verfolgt, die Wiederinbetriebnahme nur mit optimaler Filtertechnik genehmigt und dass er dabei auch weiterhin konsequent auch von seinen eigenen Parteifreunden in Korbach unterstützt wird.

Quelle: WLZ im September 2009

 

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