Heizkraftwerk - Bürgerinitiative erhebt Vorwürfe - Conti weist Kritik zurück
KORBACH (jk). In einem offenen Brief erhebt die „Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach" deutliche Vorwürfe gegen Conti: Das Unternehmen verweigere Daten über den Schadstoffausstoß.
Derweil betont Werksleiter Lothar Salokat erneut Offenheit: „Wir haben nichts zu verbergen."
„Ihr Unternehmen verweigert die Herausgabe der aktuellen Messergebnisse der Schadstoffemissionen vom Continental-Werk Korbach", erklären Dr. Julia Günther-Pusch, Harald Rücker und Martin Weltecke im Auftrag der Bürgerinitiative (BI). Zudem habe die Werksleitung vor der Stadtverordnetenversammlung am 31. Mai „einige Stadtverordnete im Vorfeld angerufen, unter Druck gesetzt und damit gezielt den Beschluss einer Schadstoffvorbelastungsuntersuchung verhindert". Offensichtlich plane der Anlagenbetreiber „entgegen öffentlicher Beteuerungen" einen vorgezogenen Baubeginn.
Trotz Denkmalschutzauflagen würden „bereits Häuserabrisse vorgenommen", „was jedem einfachen Bürger Korbachs verwehrt" würde. Dies alles stehe im „krassen Widerspruch zu den Hochglanzankündigungen des Continentalkonzerns im Internet". Dort heiße es unter der Rubrik Umweltschutz: „Wir kommunizieren offen über Planungen und Aktivitäten mit Öffentlichkeit, Behörden und Organisationen, alle unsere Mitarbeiter sind zur Einhaltung dieser ESH-Leitlinien verpflichtet."
Damit habe der Korbacher Werksleiter Lothar Salokat „gegen diese vom gesamten Conti-Vorstand unterschriebenen Leitlinien verstoßen", kritisiert die BI. Es entstehe der Verdacht, „dass es bereits erhebliche Schadstoffbelastungen durch das Werk Korbach" gebe.
„Niemand in dieser Stadt möchte den Standort des Continental-Werkes in Gefahr bringen", argumentiert die Bürgerinitiative. Der Bau eines Heizkräftwerks, in dem vorbehandelter Müll verfeuert werden soll, mitten in der Stadt „rechtfertigt aber die Forderung nach der besten Filtertechnik", betont die BI. Als Beispiele führt sie Anlagen in Kiel, Bielefeld und die „MVA Europark" an.
Fazit der Bürgerinitiative: „Wir fordern Sie auf, Ihre Schadstoffmessergebnisse offen zu legen und weitere Aktivitäten zur Verhinderung der Vorbelastuhgsuntersuchung zu unterlassen."
„Jeder ist uns willkommen", unterstreicht derweil Conti-Werksleiter Salokat auf WLZ-FZ-Nachfrage. Conti in Korbach sei jederzeit bereit, „unser funktionierendes Umwelt-Managementsystem vorzustellen" bei Gesprächen im Werk.
Auch die Umweltverpflichtungen im Zusammenhäng mit dem Kraftwerksprojekt würden offen dargelegt. So sollen die Genehmigungsunterlagen samt Umweltverträglichkeitsprüfung in Kürze beim Regierungspräsidium (Kassel) eingereicht werden. Im weiteren Verfahren müssen die Unterlagen dann öffentlich ausgelegt werden. „Wir haben nichts zu verbergen", erklärt Salokat.
Der Abriss von Gebäuden bezieht sich auf den Rest der früheren Werkssiedlung Limmerstraße (wir berichteten). Der Häuserblock Baujahr 1923/24 war marode. So gab die Denkmalbehörde eine Genehmigung zum Abriss. An dieser Stelle - nahe Werkstor 2 - ist auch das Kraftwerk geplant, doch sei der Abbruch der alten Gebäude nicht etwa der Baustart fürs Heizwerk. Zudem gebe es keinen Antrag für einen vorgezogenen Baubeginn, wies der Kraftwerksbetreiber MW Energie (Mannheim) Vermutungen zuletzt zurück - zumal die Genehmigungsunterlagen bislang noch gar nicht eingereicht seien.
Quelle: WLZ vom 17. Juni 2006 Zurück
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