Bürgerinitiative lässt Gutachten zur Müllverbrennungsanlage erstellen
KORBACH. Die Diskussion um die geplante Müllverbrennungsanlage der Conti geht in die nächste Runde: Das Aktionsbündnis der Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach, vom Bund für Umwelt-und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund Korbach (Nabu) und den Grünen hat einen Anforderungskatalog durch das Gutachterbüro „Umweltnetzwerk" erstellen lassen.
Klaus Koch vom Umweltnetzwerk empfiehlt aufgrund seines 50 Seiten umfassenden Gutachtens weitere Bedenken gegen die Müllverbrennungsanlage anzumelden. Das Gutachten wurde bereits an das Regierungspräsidium nach Kassel zur Einsichtnahme geschickt. Das Umweltgutachterbüro habe Schwachstellen in den Unterlagen, die zum Scopingtermin im vergangen November vorgelegen haben, aufgedeckt.
Die Bürgerinitiative plädiert vor allem für eine bisher nicht vorgesehene Eingangskontrolle des Mülls, der zur Verbrennung gedacht ist, und für kontinuierliche Abluftmessungen am Standort Korbach. Bisher werde die Luft in Bad Arolsen gemessen. Und: Bad Arolsen könne in Sachen Feinstaub durchaus mit Großstädten wie Frankfurt oder Marburg mithalten, argumentierten die Gutachter.
Es dürfe nicht die günstigste Lösung sein. Eine optimale Filtertechnik sei unverzichtbar, betonen die Mitglieder der Bürgerinitiative.
Auch Altlasten würden laut Bürgerinitiative nicht ausreichend berücksichtigt. Die Mitglieder vermissen alternative Vorschläge. Sie geben zu bedenken, dass Verantwortliche aller Fraktionen des Stadtparlaments ihre Zustimmung davon abhängig gemacht haben, dass es keine gesundheitlichen Risiken für die Anwohner gebe.
Für gesundheitliche Risiken spreche allerdings der gemessene Toluol-Gehalt der Korbacher Luft. Toluol ist eine farblose Flüssigkeit, deren Dämpfe narkotisch wirken und die Atemwege sowie Augen reizen. Der in Korbach gemessene Wert betrug 25 Mikrogramm. In Städten wie Kassel, Wiesbaden und Wetzlar gehe der Wert selten in zweistellige Bereiche.
Ein Knackpunkt seien außerdem die Dioxinwerte: Für die gebe es keine Grenze, sondern lediglich einen Richtwert. Den Dioxinausstoß könne man mit modernen Filtertechniken auf drei bis fünf Prozent des Richtwertes von
vor 16 Jahren herunterfahren. Dabei appelliert die Bürgerinitiative für das Minimierungsgebot, um den Schadstoffausstoß so gering wie möglich zu halten.
Das Argument der 3000 Arbeitsplätze, die an dem Reifenhersteller hängen, gehen die Verantwortlichen ebenfalls an. Gegen Neubauten habe die BI nichts. Das neue Logistikzentrum werde schließlich geduldet, obwohl die LKW-Belastung erheblich sei. Doch gehe es um die Gesundheit. Als Entgegenkommen wünsche sich die Bürgerinitiative eine optimierte Filtertechnik in der Müllverbrennungsanlage. (ZHS)
Quelle: HNA 22. April 2006 Zurück
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