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Informationsabend zum Müllheizkraftwerk mit dem Kieler Umwelttoxikologen Dr. Hermann Kruse KORBACH (tk). Bilden die Emissionen aus dem geplanten Conti-Müllheizkraftwerk zusammen mit bereits vorhandenen Schadstoffbelastungen Gesundheitsrisiken für die Bürger? Diese Frage muss nach Ansicht des Umwelttoxikologen Dr. Hermann Kruse von der Universität Kiel im Genehmigungsverfahren unbedingt geklärt werden. Der bundesweit anerkannte Fachmann für die Bewertung von Müllverbrennungsanlagen referierte am Dienstag vor rund 60 Interessierten im Hotel „Am Rathaus". Dr. Julia Günther-Pusch begrüßte die Zuhörer im Namen des Aktionsbündnisses „für ein lesenswertes Korbach", zu dem die Ortsverbände des Bundes Umwelt- und Naturschutz (BUND) und des Naturschutzbundes (NABU) sowie die Grünen gehören. Sie betonte, dass die Untersuchung der Schadstoff-Vorbelastung eine der zentralen Forderungen des Bündnisses sei. Wie entscheidend der Zusammenhang zwischen Altlasten im Boden, der vorhandenen Luftbelastung aus Industrie- und Autoverkehr und neuen Emissionen ist, verdeutlichte der Toxikologe (Toxikologie = Lehre von den Giften und ihren Wirkungen), Chemiker und Mediziner Dr. Kruse. Es müsse unbedingt eine solche integrative Beurteilung der Schadstoffbelastung erfolgen, betonte er. Dazu gehöre, dass die Rückstände von Schadstoffen in der Luft und im Boden gemessen und analysiert werden. „Man muss wissen, was vorhanden ist, ehe man eine neue Anlage genehmigt", so der stellvertretende Direktor des Institutes für Toxikologie an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Die Messungen müssten über einen längeren Zeitraum erfolgen, damit jahreszeitliche Einflüsse berücksichtigt würden. Ideal wäre laut Dr. Kruse ein Jahr als Messzeitraum. Die Kosten hierfür würde jedoch kaum ein Anlagenbetreiber bezahlen wollen. Der Toxikologe empfahl dringend, auch lokale Wetterdaten zu erheben. „Ich halte es Seiner Einschätzung nach werde die Anlage die im Bundesimmissionsschutzgesetz vorgeschriebenen Grenzwerte zweifellos unterschreiten. Zusammen mit der vorhandenen Schadstoffbelastung könnten sich jedoch deutlich höhere Werte einzelner Substanzen und Partikel ergeben. Zu daraus resultierenden Auswirkungen auf die Gesundheit der Anwohner sagte der Experte: „Im Einzelfall lässt sich eine Erkrankung nicht auf eine Anlage zurückführen. Aber die Anlage leistet so gesehen ihren Beitrag." Kruse plädierte dafür, einen „ Schadstoff-Steckbrief der Region" zu erstellen. Dafür sei keine „Mess-Orgie" erforderlich, sondern die gründliche Suche nach einigen relevanten Giftstoffen, die Atemwegserkrankungen auslösen oder als krebserregend angesehen werden. Auf eine solche toxikologische Untersuchung im Zuge einer Umweltverträglichkeitsprüfung gebe es keinen Rechtsanspruch. Nach Kruses Erfahrungen mit anderen Müllverbrennungsanlagen willigten die Betreiber, in diesem Fall die MW Energie in Mannheim, jedoch in der Regel ein, wenn der „Bürgerwille" verdeutlicht würde", einen Toxikologen als Gutachter einzuschalten. Quelle: WLZ vom 22. April 2006 Zurück![]() |
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