BI lebenswertes Korbach

Ursachen für die erhöhten Quecksilber-Messwerte im IHKW Korbach sind geklärt

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europaticker: Abgasreinigung wird erweitert und mit einer zusätzlichen Hochleistungsdosierung für Aktivkoks als Sicherheitsmaßnahme aufgerüstet

 

Verunreinigter Brennstoff Ursache für erhöhte Quecksilber-Emissionen im IHKW Korbach

Nach Auskunft des Betreibers MVV Energiedienstleistungen GmbH als Muttergesellschaft
des IHKW Korbach führte ein erhöhter Quecksilbergehalt im Brennstoff zu Quecksilber-
Emissionen über den zulässigen Werten. Im Müllheizkraftwerk Korbach hatte es am
Mittwoch, 26. August 2009, eine erneute Betriebsstörung gegeben. Nachdem das RP
Kassel als Aufsichtsbehörde darüber informiert wurde, dass es Überschreitungen beim
Quecksilbergrenzwert gab, wurde die Betreiberin aufgefordert, die Anlage sofort
stillzulegen. Bis zum Mittwochabend war das Regierungspräsidium lediglich darüber
informiert worden, dass es Probleme mit dem Messgerät für die Quecksilberwerte gebe.
Darüber, dass die Quecksilberwerte tatsächlich überschritten wurden, erhielt die
Aufsichtsbehörde erst am Donnerstag Auskunft. Mit verantwortlich für die
Grenzwertüberschreitung war eine zunächst nicht erkannte Fehleinstellung des
Messgeräts für Quecksilber. Als die Überschreitung der Quecksilber-Grenzwerte im Abgas
festgestellt wurde, wurde die Brennstoffaufgabe eingestellt und der Kessel
heruntergefahren. Das Regierungspräsidium hat bislang noch nicht bekanntgegeben, ob
die Anlage wieder frei gegeben ist.

Die freigesetzte Menge ist aufgrund der Messbereichsüberschreitung im Zeitraum von 24
Stunden nicht mehr nachvollziehbar. Aus der Untersuchung der Verbrennungsrückstände
sowie aus den aufgezeichneten Betriebsparametern kann die Quecksilberkonzentrationen
im Abgas jedoch abgeschätzt und bewertet werden. Eine durch unabhängige
Sachverständige durchgeführte Ausbreitungsberechnung kommt zu dem Schluss, dass
der Eintrag in die Umwelt höchstens bei einem Zehntel der in solchen Fällen anzuwenden
maßgeblichen Grenzwerte gelegen hat. Derzeit werden durch ein vom
Regierungspräsidium Kassel beauftragtes Institut Bodenproben analysiert, die eine
abschließende Bewertung der Emissionen ergeben soll.


Meinung unserer Leser:

Die Pressemitteilung von MVV hat bei der BI für ein lebenswertes Korbach zu erheblichem Unmut geführt.
Da ist doch wahrhaftig von einer „zunächst nicht erkannten Fehleinstellung des Messgerätes für Quecksilber“ die Rede. Wie kann denn so etwas passieren, wo doch der Betreiber immer wieder betont, wie sicher die Anlage ist.
Und nebenbei gefragt: War das Messgerät denn vielleicht schon seit längerem falsch eingestellt? Und welche Emissionen sind uns denn da entgangen?
Weiterhin ist von einem „erhöhtem Quecksilbergehalt des angelieferten Mülls“ die Rede. Wer beim
Erörterungstermin gut zugehört hat, konnte dort von MVV und RP vernehmen, dass die Kontrolle des Mülls auf u. a. Quecksilber absolut sichergestellt sei.

Das ist aber noch nicht alles, was MVV zu sagen hat.
Es wird allen Ernstes beschrieben, dass die freigesetzte Quecksilbermenge aufgrund der Verbrennungsrückstände und der aufgezeichneten Betriebsparameter „abgeschätzt und bewertet“ worden sei und „höchstens bei einem Zehntel der in solchen Fällen anzuwendenden maßgeblichen Grenzwerte gelegen“ habe.
Wie kann MVV denn ernsthaft aus den Verbrennungsrückständen die freigesetzten Quecksilber-Mengen abschätzen, insbesondere wenn sie aufgrund der „nicht erkannten Fehleinstellung des Messgerätes für Quecksilber“ gar nicht weiß, seit wie vielen Tagen oder Wochen bereits erhöhte Quecksilbermengen freigesetzt wurden?

Da kann man sich als Bürger nur noch wundern.

Die BI ist jetzt natürlich sehr gespannt, an welchen Orten denn die Bodenproben entnommen werden...
Die angekündigte „zusätzliche Hochleistungsdosierung für Aktivkoks“ stellt keine Sicherheitsmaßnahme gegen Quecksilberemissionen dar.
Das ist schlicht eine falsche Behauptung und eine Billiglösung zur Beruhigung der Bevölkerung!
Für eine messbar bessere Quecksilber-Filterung benötigt man ein anderes, teureres Filtersystem.
Aber so viel scheint MVV der Gesundheitsschutz der Korbacher Bürger nicht wert zu sein. Es geht schließlich um Profit!

Wie MVV den angelieferten Müll demnächst genauer auf seinen Quecksilbergehalt untersuchen wird und mit welchem Ergebnis, bleibt abzuwarten..., ein Gefühl der Beruhigung stellt sich bei uns Bürgern auf dieses Versprechen jedenfalls nicht ein.

Unter diesen Umständen, die belegen, dass MVV nichts aus den zahlreichen Störfällen gelernt hat, bleibt nur noch die Forderung nach endgültiger Abschaltung der MVA und Energieerzeugung mittels Gas.

Autor: Dr. Julia Günther-Pusch


MVV Energiedienstleistungen hat nach sorgfältiger Analyse des Vorganges bereits eine
Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet, um den sicheren Betrieb des Kraftwerks in
Zukunft zu gewährleisten.
• So wurde der Fehler an dem Quecksilbermessgerät behoben und der Messbereich auf
den erforderlichen Bereich erweitert.
• Dadurch ist gewährleistet, dass bei auffälligen Messwerten sofort die Aufgabe von
Brennstoff in den Kessel unterbunden wird.
• Gleichzeitig wird die bestehende Abgasreinigung erweitert und mit einer zusätzlichen
Hochleistungsdosierung für Aktivkoks als Sicherheitsmaßnahme aufgerüstet. Diese stellt
auch bei verunreinigtem Brennstoff sicher, dass die Grenzwerte eingehalten und
unterschritten werden.
• Ferner werden die Aufbau- und Ablauforganisation des Kraftwerks optimiert und
dokumentiert. Ziel ist eine Zertifizierung, etwa nach DIN ISO 9000.
• Um künftig die Lieferung von minderwertigem oder gar belastetem Brennstoff zu
verhindern, wird MVV Energiedienstleistungen die Lieferanten des Brennstoffs von
Fachkundigen überprüfen lassen und die Zahl der Anlagen, aus denen der aufbereitete
Brennstoff geliefert wird, verringern.
• Eine bessere zeitliche Staffelung der Brennstoff- Anlieferung wird zudem dafür sorgen,
dass über die ohnehin vorgeschriebenen Probenentnahmen hinaus weitere Stichproben
genommen werden können und die Nachvollziehbarkeit von Lieferungen verbessert wird.
• Da nicht sicher ist, ob und in welchem Umfang Material mit erhöhtem Quecksilbergehalt
im Brennstoffbunker gelagert sind, wird der gesamte Inhalt von rund 1000 Tonnen
vorsorglich komplett ausgeräumt und in die gesetzlich vorgeschriebenen
Entsorgungswege verbracht . Der Betreiber prüft derzeit, ob zur Beweissicherung der
Bunkerinhalt gegebenenfalls in einer dafür zugelassenen Sortieranlage auf gefährliche
Inhaltstoffe untersucht werden kann.

Die bisherigen Untersuchungen des Rauchgasweges haben keine Hinweise auf erhöhte
Gehalte an Quecksilber in der Anlage ergeben. Vor einer Wiederinbetriebnahme wird nun
zunächst die ohnehin geplante und anstehende Herbstrevision durchgeführt, die
frühestens in der ersten Oktoberwoche abgeschlossen sein wird. Gleichzeitig stimmt der
Betreiber des IHKW Korbach derzeit mit den zuständigen Behörden ein detailliertes
Konzept für die Wiederinbetriebnahme des EBS-Kessels nach der Revision ab.

erschienen am: 2009-09-17 im europaticker

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